Der Crash des Stablecoin Tether

Der wie eine Bank geführte Stablecoin Tether scheint nach dem Crash des Terra-Stablecoins nun einem Run in Zeitlupe zu unterliegen. In diesem Monat wurden bereits mehr als 10 Milliarden US$ wieder in konservative Währungen zurückgewandelt, bzw. direkt abgehoben.

 

Herausgeber des Stablecoin

Der Herausgeber des Stablecoins Bitfinex musste bereits Tether im Wert von mehr als 2 Milliarden US$ zurücknehmen. Etwa 20% der Gesamtreserve von Bitfinex musste bereits verlustreich zurückgegeben Werden oder wurden Abgehoben und stehen damit in beiden Fällen nicht mehr als Reserve zur Verfügung.

Nach eigenen Angaben hat sich Bitfinex bei der New Yorker Staatsanwaltschaft dazu verpflichtet einen vierteljährigen Bericht über die Gesamtreserven zu verfassen, bzw. nachzuweisen. Dieser Deal beruhte auf der Aussage, dass jeder Tether des Stablecoin mit einem US$ abgesichert ist.

 

Bitfinex heute zur Absicherung des Stablecoin Tether

Der Ton hat sich nun doch etwas geändert, so räumt Bitfinex mittlerweile ein, dass die ursprünglich geplante und versprochene Reserve nicht immer 1:1 dem US$ entspricht. Der Tether sei zum großen Teil auch durch Tether-Reserven abgedeckt.

 

Wo liegen nun die Reserven wirklich:

40 Milliarden US$ liegen als US-Schatzbriefe vor

20 Milliarden US$ findet man auf Geldmarktpapieren

7 Milliarden US$ teilen sich in Edelmetallen, Unternehmensanleihen und weiteren Anlageformen auf.

 

Gerade die sehr spekulativen Unternehmensanleihen würden bei einem nicht in Zeitlupe ablaufenden Vollcrash dafür verantwortlich sein, dass eben keine 100%-tige Reserve zur Abdeckung vorhanden sei.

 

Risikobehaftete Unternehmensanleihen

Knapp 63 Millionen US$ investierte Tether in das Celsius Netzwerk, welches sich gerade auf dem Tiefflug befindet und wahrscheinlich durch eine Bruchlandung beendet werden wird. Der investierte Betrag hat bisher eine Wertminderung von über 20 Millionen US$ verkraften müssen.



CTO P. Ardoino widerspricht!

Von sämtlichen verifizierten Kunden wurden die Rücknahmen unkompliziert und ausnahmslos durchgeführt. Dabei sei es zu keinen Engpässen gekommen. Die jüngsten Informationen (welche dies auch immer sind) unterstreichen das Tether vollständig abgesichert ist. Weitere Nachweise zu diesem Thema müssen, so Ardoino, nicht vorgelegt werden.



Was geschah eigentlich im Terra-Netzwerk?

Auch der Bitcoin besitzt eine Stützreserve um z.B. den Absturz des UST-Stablecoins zu verhindern. Dies scheint bei Weitem nicht funktioniert zu haben, zumindest nicht für die meisten Verwender. Doch eine “Elite” scheint im Vorfeld von dem Crash informiert worden zu sein und konnten sich rechtzeitig auszahlen lassen…

Insgesamt gibt es offene Fragen zu einer Resevesumme von ca. 3,5 Milliarden US$! Es wurde die Luna Foundation Guard (LFG) gegründet, um das Wachstum zu unterstützen. Dazu wollte die LFG Kryptowährungen bis zu 10 Milliarden US$ im Wert kaufen um den UST-Stablecoin entsprechend absichern zu können.

Aktuell hat die LFG in diesem Jahr aber nur Kryptowährungen im Wert von 3,5 Milliarden US$ gekauft.

Am 9. Mai 2022 begann der UST-Stablecoin zu sinken. Die LFG sollte nun die Reserven zur Stabilisierung einsetzen. Diese kündigte aber an, sich von den Bitcoin-Reserven zu trennen um die Bindung an den US-Dollar wieder herzustellen.

Scheinbar blieb es aber nur bei der Ankündigung, denn die Nachverfolgbarkeit der Zahlungen endeten an den Kryptobörsen von Gemini und Binance abrupt.

Diese beiden Kryptobörsen dienten mutmaßlich als Vermittler zur Auszahlung an die im Vorfeld ausgewählten Anlegern des UST-Coins für fast 1:1 US$. Zu diesem Zeitpunkt war aber der UST schon auf 60 Cent gefallen!?!

Sogenannte Wale konnten ihre Coins zu dem von der LFG versprochenem Nennwert verkaufen. Somit war die versprochene Reserve scheinbar nur für eine elitäre Gruppe gesichert, sicher auf Kosten der restlichen Anleger.

Nun steht der UST bei etwas mehr als 6 Cent und Luna ist praktisch nicht mehr existent.

Bei der LFG und in der Gemini-Börse herrscht nun eisiges Schweigen. Der chinesische Binance-Vorsitzende Changpeng Zhao startete zumindest bei Twitter einen Verdeidigungsversuch und gab den Schwarzen Peter an die Terra-Macher weiter.

Viele Anleger haben ihr komplettes Investitionsgut verloren und müssen nun erkennen, dass mit den angeblichen Reserven nicht der UST stabilisiert wurde sondern eine elitäre Anlegergruppe!



Weitere Auswirkungen

Die deutsche Finanzmarktaufsichtsbehörde BaFin warnt vor der steigenden Gefahr für die Stabilität des Finanzmarktes. Der “Terra-Absturz” hatte bisher zwar kaum Auswirkungen auf den restlichen Finanzmarkt, aber man solle das Glück nicht zweimal herausfordern. Bei einem weiteren Zusammenbruch einer Kryptowährung könnte sich dies schlagartig ändern.

Auch die immer tiefer gehende Verflechtung  zwischen konservativen Finanzmärkten und dem Kryptosektor sollte man vermehrt Beachtung schenken.



Fazit

Für viele Anleger erwies sich der Crash als Schock und für einige war dies sogar das Aus als Investoren. Als Investor in eine spekulative Währung sollte man diese Verluste einplanen und dafür Sorge tragen, dass die Schmerzgrenze des Verlustes nicht erreicht wird.

Natürlich gibt es viele Kleinanleger die alles auf eine Karte setzten und nun als Verlierer dastehen. Umso ärgerlicher ist es, wenn man als Anleger erkennen muss, dass man belogen wurde, was die Stabilität und Sicherheitsreserven betrifft. Noch schlimmer aber dürfte die leicht zu erkennende Ungleichbehandlung sein.

Natürlich trägt eine fehlende Transparenz bei den Rücklagen zum Bitcoin nicht gerade zur Festigung der Vertrauensbasis bei. Eines steht fest: Auch mit den Kryptowährungen kann Schindluder getrieben werden. Wer damit nicht gerechnet hat, geht an der Realität vorbei und darf sich als Naiv bezeichnen.

Dennoch überwiegen auf Dauer die Vorteile des Kryptosystems, wenn man als Anleger mit Wissen und Bedacht damit umgeht!