Inflation soweit das Auge blickt

Bitcoin-Besitzer hört man an jeder Ecke jammern, weil der Kurs seit einigen Wochen, nach deren Ansicht, viel zu tief hängt. Stimmt auch, aber reicht dies als Berechtigung zu mitleidigen Beschwerden?

Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie es bei den konservativen Anlageformen aussieht und wo die Inflation eigentlich steht.

 

Was bezeichnet man als Inflation?

Der Begriff Inflation bezeichnet das Absinken des Geldwertes durch verschiedene Regularien innerhalb einer definierten Zeitspanne. Der Verbraucher bemerkt diese mehr oder minder starke Entwertung des Geldes am ehesten durch die Preissteigerung von Waren und Verbrauchsgüter.

Jedes Produkt kann dabei einer eigenen Inflationsrate, also einer Teuerung gegenüber dem Vorjahr, dem Vormonat oder einem anderen definierten Zeitraum, unterliegen. Eine Inflationsrate kann aber auch in Gruppen, z.B. als Teuerungsrate bei Kraftfahrstoffen, angegeben werden.

Gründe einer Inflation sind vielfältig und meist recht trivial gehalten. So mag es immer gut sein, einen Krieg zur Hand zu haben, wenn die Inflationsrate beginnt, aufgrund politischer Fehlentscheidungen zu steigen. Energieknappheit, Rohstoffmangel oder Maßnahmen zur Bekämpfung einer Pandemie können ebenso Treiber einer Inflation sein.



Aktuelle Inflationsrate in Deutschland

Dem Bundesamt für Statistik zur Folge lag die Inflationsrate im Mai bei 7,9%. Im Vorjahresmonat, also im Mai 2021 lag die Inflationsrate im Vergleich noch bei 2,5%!

Diese Gesamtinflationsrate ergibt sich aus zahlreichen Preissteigerungen innerhalb eines Jahres. So stieg der Kraftstoffpreis um 38,5% an. Betrachtet man dabei nur einzelne Kraftstoffe, wie beispielsweise Diesel, so ergibt sich eine Inflationsrate von 51,9%!

Auch Strom, Gas und weitere Brennstoffe zur Erzeugung von Haushaltsenergie sind um enorme 33,6% gestiegen.

Für Nahrungsmittel darf der Endverbraucher nun 8% mehr bezahlen, aber auch andere Bereiche, wie Mieten, Bildungsausgaben, Bekleidung, Möbel und so weiter sind in nicht unerheblichem Maße angestiegen.

Man darf also von einer sehr starken Inflation sprechen.



Inflation in anderen Ländern

Nicht nur in Deutschland findet aktuell eine gefährliche Inflation statt. Im Prinzip betrifft es fast die ganze Welt. Die Tagesschau berichtet über eine Inflationsrate von 73,5% in der Türkei in einem Bericht vom 06.03.22. In Frankreich stiegen die Energiekosten um satte 26,8% und Nahrungsmittel um immerhin 4,2%. Auch in Übersee explodieren die Preise stark. Nahrungsmittel kosten in den USA nun 9,4% mehr als im Vorjahr. Die Energiekosten sind, ähnlich wie in Europa, um mehr als 30% angestiegen. Die USA weist eine Gesamtinflationsrate von 8,3% auf.

Lassen wir unseren Blick über Afrika schweifen, fällt uns in erster Linie Kenia und Südafrika ein. In Kenia liegt die Inflationsrate aktuell bei 6,1%, in Südafrika bei nur 4,6% und in Tansania bei nur noch 3,3%!

 

Scheinbar werden nur industriell wichtige Staaten von der hohen Inflation betroffen. In der unausweichlichen Realität gesellt es sich jedoch anders. Die Länder der sogenannten dritten Welt werden dieselben inflationären Auswirkungen zu spüren bekommen wie die Industriestaaten, halt nur mit einer länderspezifischen Verzögerung.

Die momentane weltweite Inflationsrate liegt, laut Statista bei 7,4%, eine Steigerung um 4,7 Prozentpunkte!

Der Sparstrumpf, wie auch das konservativ immer noch beworbene Sparkonto stehen also kurz vor dem aus. Zumindest verliert jeder gehörig Geld, der darauf noch setzen will. Die immer noch existente Negativverzinsung trägt zudem zur “Attraktivität” bei.



Wie sieht es mit Gold aus?

Gold gilt bei vielen Anlegern als Inflationsschutz. Die meisten Anlieger glauben daran, weil es keine Zentralbanken gibt, die beliebig viel Gold nachdrucken können, wie es bei den Papierwährungen zur Zeit dauernd passiert. 

Bei den aktuell hohen Inflationsraten erwartet man eigentlich dass das Gold im Wert stark ansteigen müsste, dem ist aber nicht so. Im Gegenteil, der Goldpreis fiel bereits 2021 um ganze vier Prozentpunkte.

Um der Inflation entgegenzuwirken bedarf es einen Cashflow und den kann das Gold nicht vorweisen. Im Übrigen zahlt Gold auch keine Zinsen oder Dividenden aus.

Der Goldpreis ist u.a. abhängig vom Realzins, also dem Nominalzins minus der Inflationsrate. Schenkt man den Experten Glauben, sollen die aktuell sehr hohen Inflationsraten im Laufe der kommenden Jahre wieder zurückgehen. Dann würde zwar der Realzins steigen, aber zu Lasten des Goldwerts.

Gold mag also Inflationszeiten überleben, gibt aber wenig Flexibilität während des Inflations-Vorgangs. Realistisch betrachtet taugt Gold also nicht als Inflationsschutz.

 

Immobilien als Inflationsschutz

Wie oft wurde uns in jungen Jahren versichert, dass eine Immobilie immer und permanent im Wert steigt und es deshalb sehr wichtig ist, entsprechend viele Immobilien zu besitzen.

Sicher, der Besitz von Immobilien ist nie verkehrt, trotzdem sollten wir uns die Aussage einmal etwas näher anschauen.

Dazu wollen wir uns erst ein Bild über die Wertsteigerungen von Immobilien der letzten 30 Jahre machen. Zwischen 1991 und 2005 gab es faktisch keine Wertsteigerung auf dem Immobilienmarkt. Diese Aussage bezieht sich auf Angaben des Statistischen Bundesamtes und darf nicht gleich als Alarmzeichen betrachtet werden, denn die Immobilie als Kapitalanlage funktioniert auch ohne Wertsteigerung, zum Beispiel als vermietete Wohnung oder vermietetes Haus.

Der Unterhalt des Wohneigentums kostet dem Anleger keinen Cent und der Mieter baut sogar noch zusätzliches Vermögen auf, indem er z.B. den Immobilienkredit mit abbezahlt.

Natürlich kann dies nur funktionieren, wenn stabile und situierte Mieter vorhanden sind. Im nicht solch idealen Umfeld, kann sich eine solche Anlage auch als Geldvernichtungs-Anlage manifestieren.

Auch Gerüchte über eine teilweise oder gar vollständig zu erwartende Enteignung privater Wohnungen müssen bei der Regierungsentwicklung der letzten Jahre und den daraus schallenden öffentlichen Bemerkungen, durchaus ernst genommen werden.



Bitcoin, das digitale Gold

Viele Anleger, die früher Immobilien und Edelmetalle bevorzugten, sind nun auch im Bereich der Kryptowährungen unterwegs. Der Bitcoin scheint hier besonders begehrt zu sein.

Die einzige Argumentation der Krypto-Gegner ist die hohe Volatilität beim Bitcoin. Trotz oder gerade aufgrund dieser Volatilität können enorme Gewinne erzielt werden. Außerdem kann der Bitcoin immer öfter im Cashflow eingesetzt werden, was bekanntlich einer Inflation trotzen kann.

Die Zeit ist reif dazu, dass noch viel mehr Menschen der Blockchain ihr Vertrauen schenken, dann wird der Kurs wieder schlagartig in die Höhe schießen.