Bitcoin in Afrika!

Faustin Archange Touadéra, der Präsident der Zentralafrikanischen Republik gab bekannt, dass er den Bitcoin als offizielle Landeswährung einführen wird. Damit wäre es, global gesehen, das zweite Land nach El Salvador, welches eine Kryptowährung als staatliches Zahlungsmittel zulässt.

Der von Touadéra vorgeschlagene Weg wurde bereits einstimmig vom Parlament bestätigt und ist somit sofort gültig und zugelassen.



Kritiken kommen vom IWF

Der zuständige Direktor für Afrika beim Internationalen WährungsFond Abebe Selassie kritisierte die Entscheidungen des zentralafrikanischen Parlaments aufs Schärfste und begründete seine Einwände mit einer Vielzahl an Argumenten:

  1. Die Zentralafrikanische Republik habe nur etwa 5 Millionen Einwohner
  2. Nur 11% der Einwohner haben einen Internetzugang
  3. Nur 15% der Einwohner haben überhaupt Strom im Haushalt
  4. Etwa 63% der Bevölkerung kann nicht lesen und schreiben
  5. Ein Großteil der Bevölkerung lebe wegen des seit 2013 anhaltenden Bürgerkrieges im Ausland und hätte keinen Zugriff auf Bitcoins
  6. Die Kryptowährung unterliegt starken Schwankungen und ist deshalb ungeeignet
  7. Kryptowährungen fördern die Geldwäsche
  8. Die Transparenz des Geldflusses sei nicht gewährleistet
  9. Die Abschaffung des CFA-Franc sei ungerecht den Franzosen und den Nachbarländern gegenüber
  10. Rußland würde mit dieser Aktion gefördert werden und
  11. Sanktionen könnten damit umgangen werden.

Der IWF zieht dabei sämtliche Register. Die schon veralteten Standardargumente gegen jegliche Kryptowährung, gepaart mit einer Infragestellung des Nutzens für unterentwickelte Länder und natürlich abgeschlossen mit dem Einfluss des wahrhaftigen Bösen, also Rußland.

Doch, was ist an den genannten Punkten tatsächlich dran?

Haben die Kritiker und Abebe Selassie in allen Punkten Recht?

Lassen Sie uns vorab den Hauptkritiker etwas betrachten.

Wer oder was ist der IWF eigentlich?

Der IWF oder englisch IMF (International Monetary Fund) ist offiziell eine rechtlich und angeblich auch finanziell eigenständige Organisation der Vereinten Nationen und wurde bereits Ende 1945 gegründet. Der Hauptsitz befindet sich in Washington DC.

Die Hauptaufgabe des IWF besteht, laut dem Bundesfinanzministerium darin, die großen Währungen stabil zu halten. Der eigenen Homepage zur Folge sieht der IWF seine Hauptaufgabe aber in der Vergabe von Krediten an bedürftige Länder.

Die Organisation besteht aus 190 geldgebenden Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland mit einem Anteil von über fünf Prozent!

 

Der IWF in Afrika

Schon vor etwa 35 Jahren schaffte es der IWF sich aus Afrika rauszukatapultisieren. Der IWF verschenkt kein Geld, ist aber scheinbar auch nicht an hohen Zinsgewinnen interessiert. Die leicht und schnell vergebenen Kredite sind an teils extremen, ja fast schon pervertierenden Auflagen geknüpft. So wurden und werden sich enorme Rechte an Bodenschätzen gesichert und nicht unerheblich politischer Einfluss genommen. Letzteres führte vor 35 Jahren nicht zu der versprochenen Finanzsanierung der Länder, sondern zu einer noch extremeren Finanzkrise.

30 Jahre lang wollten die betroffenen afrikanischen Länder nicht mehr vom IWF wissen. Erst im Jahre 2018 hatte sich der angolische Präsident Lourenco wieder an den IWF gewandt und um Unterstützung gebeten.

Weitere neun afrikanische Länder, wie Ghana und die Republik Kongo folgten dem Beispiel.

Seit der globalen Corona-Pandemie bekommt der IWF allerdings einen starken Konkurrenten: China!

China verlangt für seine finanziellen Unterstützungen keinen politischen Einfluss und gibt sich, so scheint es, mit der wirtschaftlichen Vorreiterstellung zufrieden.



Beleuchtung der Kritikpunkte des IWF 

Kritik 1: Geringe Einwohnerzahl der Zentralafrikanischen Republik

Die aktuelle Einwohnerzahl beträgt laut dem World Population Prospect 4,8 Millionen. Bisher reichte diese Einwohnerzahl aus, um eine Währung zu besitzen. Es ist mir nicht verständlich, welchen Nachteil eine geringe Einwohnerzahl mit sich bringen würde, bei der Einführung einer neuen Währung!?!



Kritik 2: Nur 11% aller Einwohner haben einen Internetzugang

Hier hat sich der IWF nicht ausreichend erkundigt, so scheint es mir zumindest, da nur der Festnetzanteil genannt wurde. Laut IEA Statistics und UNSD beträgt der Anteil des mobilen Internetzugangs in der Zentralafrikanischen Republik fast 40%!

Zudem muss beachtet werden, dass ein Großteil der ländlichen Bevölkerung dort bisher auch nicht im Währungssystem integriert waren. Es sind zum großen Teil Jäger und Selbstversorger.

Die meisten, der bisher am normalen Zahlungsverkehr teilnehmenden Bewohner haben also Zugang zum Internet. Es wurde auch vom Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik bisher noch nicht erwähnt, welche weiteren Maßnahmen er vor der Einführung des Bitcoins als Zahlungsmittel im Sinne hat.

Wenn man der unicef Glauben möchte, so sind über 500.000 Menschen aus der Republik ins Auslandgeflüchtet und es verbleiben noch 2,3 Millionen Kinder im Land! Dies würde bedeuten, dass 50% der Bevölkerung aus Kindern bestehe. Damit ist das Argument mit der geringen Bevölkerungszahl und dem geringen Internetzugängen gänzlich zunichte gemacht!

 

Kritik 3: Nur 15% der Haushalte werden mit Strom versorgt.

Nach meinen Recherchen liegt die mit Strom versorgten Haushalte sogar nur bei 14,3%!

Allerdings ist die Republik bereits heute in der Lage mehr Energie zu erzeugen, als aktuell verwendet wird. Es mag heißen, dass ein schneller Ausbau der Versorgung tatsächlich möglich ist.

Natürlich müsste auch hier beachtet werden, welcher Anteil der Bevölkerung bisher überhaupt am Zahlungssystem beteiligt waren. Genaue Zahlen darüber gibt es nicht. Dies bedeutet aber auch, dass dem IWF diese Auskunft nicht zur Verfügung steht!

 

Kritik 4: 63% der Bevölkerung sind Analphabeten!

Hier frage ich mich ob diese Tatsache bisher ebenso als Problem erkannt wurde und wie die analphabetische Gesellschaft dies geregelt hat!?!

Es entspricht der Wahrheit, dass nur etwa 23% der Kinder in den Genuss einer Schulbildung kommen. Es gibt zwar eine Schulpflicht ab 6 Jahren, doch interessiert es den Großteil der Bevölkerung nicht sonderlich. Wie schon mehrfach erwähnt: Der Großteil der Bevölkerung lebt zurückgezogen und autonom.

Trotzdem wurde bisher mit dem CFA-Franc gehandelt, bezahlt und gearbeitet. Was soll der Unterschied zum Bitcoin sein?

 

Kritik 5: Der seit 2013 anhaltende Bürgerkrieg verhindert den Zugriff auf Bitcoins von den im Ausland lebenden Flüchtlingen. 

Präsident Touadéra regiert seit 2021 wieder das gesamte Land. Der größte Teil der Flüchtlinge ist bereits wieder zurück. Die Führer der oppositionellen Bürgerkriegsparteien sind in europäischen Gefängnissen oder fielen dem Suizid zum Opfer.

Dieses Argument kann also als veraltet betrachtet und damit außer Acht gelassen werden.

 

Kritik 6: Die Kryptowährung unterliegt starken Schwankungen.

Ja, das stimmt. Auf dem ersten Blick scheint es unsinnig zu sein, sich für den Betrag X an einem Tag ein Auto kaufen zu können und am nächsten Tag für den gleichen Betrag nur noch ein Brötchen.

Immer wieder wurde und wird auch betont, dass der Bitcoin eigentlich in die Welt der Spekulationen gehört und nicht als tägliches Zahlungsmittel entworfen wurde.

Wenn man die Kursschwankungen von anderen Währungen oder, wie in der Grafik angezeigt, mit dem Goldwert vergleicht, wird man immer mit Schwankungen rechnen müssen. Der Bitcoin ist relativ neu und muss sich sicher erst noch etwas “einleben” um stabiler zu werden. Auch die immer häufigere Nutzung als direktes Zahlungsmittel wird zu einer künftigen Stabilisierung beitragen.

Zudem kann ich den übertriebenen Aussagen zu den Kursschwankungen nicht in allen Punkten beipflichten. Große Schwankungen sind auch nur in großen Zeiträumen zu entdecken. Weiter kann man beobachten, dass der Bitcoin seit MItte 2015, trotz aller Wertschwankungen im endlichen Wert steigt.

 

Kritik 7: Kryptowährungen fördern die Geldwäsche.

Geldwäsche war und ist auch ohne Kryptowährung schon seit ewigen Zeiten erfolgreich durchgeführt worden. Neue Systeme oder neue Fahndungsmethoden ergeben i.d.R. auch neue Möglichkeiten einer Geldwäsche. So auch der Bitcoin.

Bei dieser Kritik geht es also darum, dass die staatliche Kontrolle noch keinen adäquaten Weg der Überwachung gefunden hat, um den Besitzer der Kryptowährung zu schröpfen!

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Kryptowährungen nicht die Geldwäsche fördern, aber durchaus dazu verwendet werden kann.

 

Kritik 8: Die Transparenz des Geldflusses ist nicht gewährleistet.

Dieser Kritikpunkt stellt den größten Vorteil der Kryptowährung heraus. Genau dies ist es, was den Bitcoin so attraktiv macht, denn was gehen dem Staat meine Einkäufe an?

Natürlich beschwert sich ich der sozial eingestellte IWF, der nur unser Bestes im Sinn hat, nämlich unser Geld…

 

Kritik 9: Die Abschaffung des CFA-Franc ist den Franzosen gegenüber ungerecht!

Außer der Zentralafrikanischen Republik nutzen noch fünf weitere afrikanische Länder den CFA-Franc. Der CFA-Franc ist mit einem gleichbleibenden Wechselkurs an den Euro geknüpft, so dass die Währung für afrikanische Verhältnisse sehr stabil bleibt.

Einen Haken aber hat das System: Die meisten Währungsreserven sind in der französischen Nationalbank in Paris eingelagert.

Die Zentralafrikanische Regierung sieht darin eine indirekte Weiterführung der französischen Kolonialherrschaft.

Natürlich besteht mit Einführung des Bitcoins als offizielles Zahlungsmittel die Gefahr, dass sich die Republik aus der Währungsunion herauslösen könnte. Dafür gibt es allerdings bisher nicht die geringsten Anzeichen und wäre auch äußerst Unklug unter Berücksichtigung von Punkt 1 und 2 dieser Auflistung.

Von einer kompletten Aufgabe oder Aberkennung des CFA-Franc hat Präsident Touadéra zumindest bislang nie gesprochen.



Kritik 10: Rußland würde mit dieser Aktion gefördert werden.

Tatsächlich gibt es russische Firmen und Händler in der Zentralafrikanischen Republik. Auch politische Unterstützung, zuletzt durch die russische Söldnergruppe Wagner wurde in der Republik Einfluss genommen. Kann man dies als russische Förderung betrachten?

Die Antwort lautet meiner Meinung nach: Ja!

Warum sollten die Russen nicht gefördert werden? Die russische Bevölkerung besteht ebenso aus Menschen wie der Rest der Welt! Wir sollten damit aufhören, jede Person eines Landes als Feind zu betiteln, oder schlimmer zu behandeln, nur weil man eine Nationalität besitzt die sich gerade mit jemanden im Krieg befindet.

Wo sind die Grenzen?

Es müsste doch jeder in Deutschland arbeitende Russe entlassen und aus dem sozialen System entfernt werden. In russischen Geschäften kann ich auch mit Geld bezahlen, dazu benötigt man keinen Bitcoin. Was also würde sich ändern?

Dieser “Fake-”Kritikpunkt wird nur verwendet um das vorherrschende Narrativ zu nutzen und die Meinung der IWF zu unterstützen!

 

Kritik 11: Sanktionen könnten damit umgangen werden.

Sanktionen können an jedem weltweit existierenden russischen Ausleger umgangen werden. Auch dies hat nichts mit dem Bitcoin unmittelbar zu tun. Sicher macht es der Bitcoin einfacher…

Eine typisch deutsche Argumentation. Selbst im Falle der größten Katastrophe müssen Sanktionen bevorzugt durchgeführt werden. Sanktionen stehen im deutschen Denken immer über einer Hilfsaktion oder einer Sachverhaltsklärung.

Die Umgehung von Sanktionen von einer Währung abhängig zu machen ist schlichtweg als dumm zu bezeichnen und nichts anderes.



Der IWF baut vor!

Laut Angaben des IWF wird aktuell auch in Uganda und Tansania über die Einführung des Bitcoins als Zahlungsmittel diskutiert. Schon bedient sich der IWF wieder einem Narrativ und behauptet dass beide Staaten eng mit Russland verknüpft sind.

Im Falle Uganda war dies wohl zu Zeiten Amins der Fall und in Tansania war und ist dies einfach nur gelogen!

Im letzten Jahr hat im Übrigen auch Nigeria eine eigene Kryptowährung, den eNaira herausgegeben.



Fazit

Ganz sicher birgt die Einführung von Kryptowährungen als offizielles Zahlungsmittel in einem Land auch Gefahren. Es ist auch nicht gefahrlos mit einem Zug zu reisen oder bei Glatteis Schnee zu schippen. Doch diese tatsächlichen Gefahren werden nur selten als Argument eingebracht. Im Gegenteil, man bedient sich einem Narrativ oder anderen widersinnigen Scheinargumenten um Kritik an der Einführung von Kryptowährungen zu leisten.

Dies alleine reicht für mich aus, diese Kritiken in Frage zu stellen und auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen.

Der IWF und die Weltbank waren für mich bisher eher von geringem Interesse. Erst diese Kritik hat mich dazu veranlasst den IWF genauer zu betrachten. Was ich dabei entdeckte waren Ausbeutung, Lüge, Erpressung und ein enormer politischer Einfluss in finanzschwachen Ländern.

Um den Bitcoin als alleiniges stabiles Zahlungsmittel zu verwenden müsste an dem System sicher noch einmal gefeilt werden und es dürfte noch einige Zeit vergehen. Grundsätzlich befürworte ich den vorerst parallel eingeführten Bitcoin als Zahlungsmittel, rate aber zur Vorsicht vor überstürzten Entscheidungen.

Alle Handlungen der Regierungen der Wirtschaftsmächte deuten darauf hin, dass man auf eine globales bargeldloses Zahlungssystem hinarbeitet.

Voila, hier ist es: Der Bitcoin!

Schade nur, dass damit die gottgleichen Weltregierer ihren überwachenden Einfluss verlieren würden. Deshalb stehe ich zu 100% hinter einer Einführung in Afrika!